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Sei die Mama

die Du  sein willst.

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Alle reden von "DEM Nervensystem" - was damit gemeint ist:

 

Damit ist ein Teil des peripheren Nervensystems gemeint, nämlich das vegetative Nervensystem (das all die wichtigen Grundfunktionen unseres Körpers steuert). 

 

Hier sorgen Sympathikus und Parasympathikus dafür, dass…
1) unser Überleben gesichert wird.
2) die Aktivität von Sympathikus und Parasympathikus in Balance ist, also stark vereinfacht gesagt: Anspannungs- und Entspannungszustände unseres Körpers sich abwechseln.

 

Was während solcher Anspannungs- und Entspannungsprozesse in unserem Körper passiert, betrifft sämtliche Körpersysteme (z.B. Immunsystem, Verdauung, Hormone, Emotionen…) und alle Teile unseres Nervensystems. Wenn wir vom Nervensystem sprechen, geht es also um unseren kompletten Körper mit all seinen Systemen und Funktionen und dem Verhalten, das ein Mensch als Reaktion auf Reize zeigt. 

Da Sympathikus und Parasympathikus die Aufgabe haben, unser Überleben zu sichern, arbeiten sie autonom

Heißt, sie machen ihr Ding, ohne dass wir erstmal einen großen Einfluss darauf haben. Denn in einer Gefahrensituation kann es um Sekundenbruchteile gehen – da ist keine Zeit für bewusste Entscheidungen und überlegte Handlungen. Da muss es schnell gehen und sämtliche Körpersysteme müssen zusammenarbeiten bzw. aufeinander abgestimmt sein. Wenn wir z.B. wegrennen müssen, ist es ziemlich sinnvoll, dass blitzartig Energie mobilisiert und in unsere Beine geschickt wird, dass gleichzeitig unsere Verdauung eine Pause macht, unser Immunsystem Entzündungen klein hält, während der Herzschlag sich erhöht, unsere Sinne geschärft sind und bestimmte Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Das läuft alles automatisch ab. 

Unser Nervensystem stuft aber auch Situationen und Erfahrungen als bedrohlich ein, die wir im ersten Moment  vielleicht gar nicht so einschätzen würden. 

 

Beispielsweise Situationen in unserer Kindheit, wenn Bindungsabbruch durch unsere Caretaker drohte

Wenn du dich so verhältst, gehst du auf dein Zimmer. 

Wenn du nicht lieb bist, kuschel ich nicht mit dir. 

Ein Baby, das schreit und nicht getröstet wird. 

Komm wieder, wenn du dich beruhigt hast. 

 

Ein Bindungsabbruch für ein kleines Kind oder Baby ist aber lebensbedrohlich, da es angewiesen ist auf diese Bindung, die die Erfüllung seiner Grundbedürfnisse sichern soll. Jetzt würden wir solche Situationen vielleicht nicht als lebensbedrohlich einstufen. Unser Nervensystem tut es aber. Es gerät in solchen Situationen in den Überlebensmodus. Und es lernt aus diesen Erfahrungen. Es passt künftige Reaktionen an, sodass wir in einer ähnlichen Situation so reagieren, dass uns diesmal kein Bindungsabbruch droht. 

 

ES MACHT UNS ZU DER PERSON DIE WIR SEIN MÜSSEN, um nächstes Mal in Bindung bleiben zu können

 

Um angenommen und geliebt zu werden. 

Um nicht verstoßen zu werden. Um überleben zu können. 


In Bindung sein zu können ist wichtiger, als wir selbst sein zu dürfen. 

 

Wenn unser Nervensystem also autonom funktioniert – wie kann dann eine bewusste Arbeit mit unserem Nervensystem überhaupt aussehen?

 

Wenn ich Menschen beobachte, ihr Verhalten, ihre Körpersprache, wenn ich erkenne oder sie mir mitteilen, was sie denken, wie sie fühlen, was für körperliche Symptome sie haben, dann lässt das Rückschlüsse zu. Denn das alles liefert Hinweise darauf, wie ihr Nervensystem aktuell agiert, was für Reaktionen es erlernt und als sicher und lebenserhaltend abgespeichert hat. 


Die Beobachtungen liefern Hinweise darauf, welche Erfahrungen eine Person einmal gemacht hat, damit ihr Nervensystem im Hier und Jetzt auf diese bestimmte Weise auf diesen bestimmten Reiz, mit diesem bestimmten Verhalten reagiert


Denn unser Nervensystem lernt durch Erfahrung. Die Reaktionen die es jetzt zeigt, lassen Rückschlüsse auf frühere Erfahrungen zu, die oft unerkannterweise traumatisch waren. Und damit können wir dann arbeiten. 


Das geschieht vor allem über den Körper, indem wir wieder in engen Kontakt mit unserem Körper treten, ihn wieder spüren und achtsam dafür werden, was er uns mitteilt. Über den Körper deshalb, weil die Erfahrungen, die wir machen, in jeder unserer Zellen gespeichert sind (implizites Körpergedächtnis) und nicht allein durch das darüber reden, analysieren und verstehen aus unserem System gelöst werden können. Das geht nur über Erfahrung und Erfahrungen machen wir, in dem wir etwas tun, also indem wir uns bewegen. Und gerade Erfahrungen aus der vorsprachlichen Phase, also der frühen Kindheit oder pränatalen Phase, werden wir nie kognitiv bearbeiten können, denn wir hatten in diesem Alter schlicht noch keine Worte, durch die die Erfahrung abgespeichert hätte werden können. Alle Erfahrungen sind implizit in unserem Körpergedächtnis gespeichert, also müssen wir auch mit unserem Körper arbeiten. Unser Körper ist der reine Ausdruck all unserer Erfahrungen. 


Diese körperliche Arbeit, das sich begegnen und sich wieder spüren, dem Körper zuhören, was er zu erzählen hat, geschieht zum Beispiel durch Somatic Practices, wie wir sie im Me-Time-Circle machen. Es geht außerdem darum, Gefühle sicher zu machen. Sie fühlen zu können, sie halten zu können, ihnen begegnen zu können. Es geht darum, das eigene Verhalten und eigene Reaktionen zu beobachten und Klarheit über Auslöser und Trigger zu bekommen. Mit der Zeit nähern wir uns durch diese Bewusstwerdung den ursprünglichen Erfahrungen und Emotionen, die unser Nervensystem geprägt haben, an. Und mit diesen Erfahrungen und Emotionen können wir dann weiterarbeiten. Sie verarbeiten, sie abschließen, sie integrieren, Trauma auflösen, Anteile aus dem System holen und innere Kinder nachnähren - auch eine Mischung aus mehreren Dingen, je nachdem, um was es genau geht. 


Wir können also erkennen, wann unser Nervensystem welche Reaktion abruft, warum es das tut und können es umprogrammieren, um aus alten, nicht mehr dienlichen Verhaltensmustern aussteigen zu können. 


Und manchmal auch um herauszufinden, wer wir denn eigentlich wirklich sind. Denn wenn ein Leben lang der Fokus auf Selbsterhaltung statt Selbstentfaltung lag, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir gar nicht so richtig wissen, wer wir sind, weil wir nie wir sein durften, uns nie ausprobieren und ausleben durften, um uns kennenzulernen und entwickeln zu können. 

 

Reaktionen unseres Nervensystems

 

Um auf Stress, unverarbeitetes Trauma oder Bedrohung zu reagieren, stehen unserem Nervensystem verschiedene Reaktionen zur Verfügung. Das Spannendste daran: 

 

In vielen Situationen wäre die erste natürliche Reaktion um Hilfe zu bitten

 

Hand aufs Herz, wie gut kannst du um Hilfe bitten? Die meisten von uns haben doch den Glaubenssatz verinnerlicht, dass sie es allein schaffen müssen. Woher so ein Glaubenssatz kommt? Meistens aus der Kindheit, in der wir die Erfahrung gemacht haben, dass wir eben nicht die Hilfe, Unterstützung, den Beistand und das Verständnis bekommen haben, das wir gebraucht hätten. 

 

Somit greift das Nervensystem dann auf die vier deutlich bekannteren Reaktionen zurück:
Fight (Kampf), Flight (Flucht), Fawn (Unterwerfung, „People Pleasing“) und Freeze (Erstarren, Dissoziation)


Hier gilt es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Reize welche Reaktionen hervorrufen und warum. Jede Reaktion unseres Nervensystems hat ein bestimmtes Verhalten zur Folge - oft genau das Verhalten, das wir gerne verändern würden, weil wir das Gefühl haben, dass wir trotz aller guter Vorsätze immer wieder in diese unerwünschten Verhaltensmuster rutschen. Wenn wir die Hintergründe und Ursprünge der Reaktionen aufspüren und integrieren oder auflösen, sind bewusstere Reaktionen möglich, die dem Verhalten entsprechen, das wir gerne zeigen möchten, statt dem, was automatisch in uns aktiviert wird. So wirst du immer mehr zu der Person, die du wirklich sein möchtest, ohne immer wieder in alte Muster zurückzufallen. 

 

Deine eigenen Reaktionen kennenzulernen, sie zu verstehen und zu verändern, ist ein Hauptbestandteil unserer gemeinsamen Arbeit!